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von Georges Tarbouriech <gete(at)wanadoo.fr> Über den Autor: Georges ist seit langer Zeit Unix Anwender (sowohl von kommerziellen, als auch freien Derivaten). Er arbeitet mit mehr als zehn Betriebssystemen, unter welchen er Netzwerkadministration betreibt, Anwedungen entwickelt, uvm. Zur Entspannung hegt und pflegt er seine beiden alten Rechner (ein Amiga und NeXT Rechner) und arbeitet mit an freien Softwareprojekten. Übersetzt ins Deutsche von: Harald Radke <harryrat(at)gmx.de> Inhalt: |
Zusammenfassung:
Window Maker 0.61.1 ist die neueste Version eines
Windowmanagers mit dem Look and Feel von NeXT.
Der Leser mag nun denken: noch ein Fenstermanager. Richtig, allerdings ist dieser ein wenig anders. Wer genug hat von MS-Windows kopierenden Windowmanagern, für den ist Window Maker genau das Richtige.
In der Linuxwelt ist das interessante Phänomen des von-Windows-inspiriert-sein zu beobachten. Dies gilt z.B. für den Windowmanager fvwm und dessen Ablegern. Bei Desktop Umgebungen ist es noch schlimmer, KDE ist ein Mischung aus Windows und CDE (CDE dürfte wohl den Preis für die fehlerhafteste Software in der kommerziellen Unixwelt gewinnen! Besonders unter Solaris 2.6, wo teilweise sogar Menüpunkte vergessen worden sind und noch weitere seltsame Dinge).Window Maker wurde von Alfredo Kojima geschrieben. Dabei
bekam er Hilfe von Dan Pascu und Matt Hawkins. Die Liste der
Namen all derer, die ihren Beitrag zu diesem Programm
lieferten, ist zu umfangreich, um sie hier zu bringen.
Was WM am meisten auszeichnet, ist sein Aussehen. Die
Glücklichen unter den Lesern, die NeXTStep kennen, werden
feststellen, dass es mehr als nur ein paar Ähnlichkeiten
gibt. Window Maker ist eine exakte Kopie der NeXT
Oberfläche.
NeXT, The Only One!
Window Maker ist unter http://www.WindowMaker.org zu finden. Zusätzlich muss man von dort vorher libPropList herunterladen und kompilieren. Sollte man eine ältere Version der Bibliothek bereits installiert haben, muss man diese entfernen. Für weitere Icons oder Themes kann man diverse WindowMaker-extra-0.*.* Dateien herunterladen.
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Zusätzlich braucht man noch die jeweiligen Bibliotheken für das Übersetzen mit Unterstütung der jpeg, tiff und weiteren Grafikformaten. Vor dem Kompilieren sollte man die Dateien README und INSTALL lesen, man erspart sich dadurch einige Probleme später. Vorallem erfährt man, welche Software man in welcher Version braucht. Zum Beispiel kann man Window Maker nicht ohne lex und yacc (alternativ flex und bison) installieren. Wer eine Linux Distribution hat, bei der nicht xgettext dabei ist oder wer WM unter einem anderen Betriebssystem benutzen will, sollte sich dieses Programm aus dem Netz holen.
RedHat Benutzer, die eine neuere Version von WM installieren möchten, müssen die jeweiligen Pakete der Distribution vorher entfernen. Selbiges gilt für SuSE. Window Maker kann auf jeder Unixplattform (Linux gehört dazu, auch wenn es nicht explizit gesagt wird) installiert werden, jeweils jedoch mit einigen Besonderheiten.
Window Maker unter Irix 6.5.3 (O2)
Einige Optionen für configure können notwendig sein. Das Paket beinhaltet eine FAQ. Eine relativ umfassende Beschreibung liegt in verschiedenen Formaten vor. Nachdem man diese gelesen hat (ja, ja!), kommt nun der wichtige Teil:./configure
make
make install
Wer WM mit GNOME oder KDE Unterstützung kompilieren will:Unter Linux ruft man nach der Installation ldconfig
auf, sobald der Pfad, unter welchem die Bibliothek zu finden
ist, in /etc/ld.so.conf eingetragen ist. Unter anderen
Unix Derivaten muss man den Pfad in der Variable
LD_LIBRARY_PATH setzen. Standardmäßig
werden alle Dateien unter /usr/local/ abgelegt.
Natürlich muss dann /usr/local/bin in der
Variable PATH eingetragen sein, ähnliches gilt
fuer die Bibliotheken in /usr/local/lib. Bei einigen
Betriebssystem wie etwa Solaris müssen diese Einträge
in den jeweiligen Umgebungsvariablen an erster Stelle
stehen.
Für eine Installation ohne Superuser Rechte findet man
entsprechende Instruktionen in den oben genannten Dateien.
Nach dem Übersetzen und der Installation, ruft man wmaker.inst auf. Dieses Programm legt alle notwendigen Verzeichnisse und Unterverzeichnisse, sowie eine Datei .xinitrc oder .xsession im jeweiligen Heimatverzeichnis des Benutzers an. Ist man den Anweisungen gefolgt, findet man sich beim nächsten Aufruf von startx im Window Maker wieder. Bei Verwendung von xdm oder ähnlichen Programmen für den Start der X Sitzung, wird es ein wenig komplizierter.
Nun ist man soweit, die Oberfläche anzupassen.
- Einstellungen
Window Maker Einstellung bei einem Bildschirm mit 24 Bits Farbtiefe (1024x768)
Die Arbeitsweise ist nicht nur benutzerfreundlich sondern
auch recht intuitiv. Wer mag, kann Hilfstexte für die
Einstellungen aktivieren. An dieser Stelle sei es dem Leser
überlassen, alle Möglichkeiten zu entdecken.
- Docker
- Der Clip
Zum Schluss, der Clip
Der Clip ist das Icon links oben auf dem Bildschirm. Er hat einige recht interessanten Fähigkeiten, unter anderem kann er als Pager dienen.
Nein, es gibt ansich keinen Pager unter Window Manager, aber man kann auch gut ohne zurande kommen...nun, vielleicht nicht jeder. Wie auch immer, sobald man einmal die Philosophie des Clips verinnerlicht hat, wird man über dessen Fähigkeiten überrascht sein und einen Pager nicht mehr missen. Wer trotzallem einen Pager sucht, wird unter http://bbtools.windsofstorm.net fündig werden (Blackbox bbpager) oder kann den Pager einer der unterstützten Umgebungen verwenden.
Der Bildschirm
Ein recht bekanntes Problem unter Linux (aufgrund der großen Palette an Hardwarekonfigurationen) ist die Bildschirmdarstellung.
Welche Auflösung, welche Farbtiefe ?
Natürlich hängt die Wahl von der jeweiligen Grafikkarte ab. Unterstützt diese Darstellung in 24 Bit Farbtiefe, kann man ruhig den folgenden Absatz überspringen. Für Besitzer von Karten mit nur 8 Bit Farbtiefe sieht das ganze ein wenig anders aus. Diese müssen einen Kompromiss eingehen, zwischen Bildschirmauflösung und der Anzahl der möglichen Farben, die Window Maker zur Verfügung stehen. Die Standardwerte von WPrefs für die 8 Bit Darstellung sind eigentlich sehr gut, man sollte sie belassen wie sie sind. Aber natürlich hindert einen nichts daran, ein wenig mit den Einstellungen zu spielen. Was die Auflösung angeht, je höher, desto besser. Mit den Screenshots kann man sich recht gut ein Bild machen. Auf Themes oder Hintergrundbilder sollte man den Ressourcen zuliebe verzichten und stattdessen zum Beispiel einen einfarbigen Hintergrund wählen.
Der Leser sollte ruhig verschiedene Einstellungen ausprobieren. Aber nicht vergessen: man muss immer einen Kompromiss eingehen.
WM unter Solaris 2.6 (1152x900)
WM unter RedHat 5.1 Amiga (1280x1024)
Die Programme unter Linux und anderen freien Unix Derivaten
laufen natürlich ohne Probleme zusammen mit Window Maker.
Es gibt jedoch auch speziell angepasste Anwendungen. Dies
können zum Beispiel kleine Werkzeuge zum andocken oder
größere Anwendungen sein, mit NeXT Aussehen.
Zu finden sind solche Programme unter http://www.BenSinclair.com, http://www.linuxapps.com
oder http://www.freshmeat.net.
Das Mailprogramm postilion ist eine exakte Kopie des
NeXT Mailclients, selbiges gilt für FSViewer
einen Dateimanager. Es gibt so viele Anwendungen, dass darauf
verzichtet wird, alle hier aufzulisten.
Window Maker ist Teil des GNUStep Projektes, eine
Portierung von OpenStep auf eine Vielzahl von
Plattformen. OpenStep, auf Objective C basierend, ist eine
Referenzumgebung für die Programmentwicklung. Leider ist
OpenStep auch der Anfang vom Ende von NeXT.
Ziel von OpenStep war es, NeXTStep auf andere Systeme
aufzusetzen (Solaris, noch nicht beendet...). Schwerpunkt war
die Entwicklung, da, das sollte man nicht vergessen,
Interface Builder, das fantastische
Entwicklungsprogramm für Oberflächen von NeXT, quasi
der Vater aller Entwicklungsprogramme ist, die wir kennen.
Meiner Meinung nach sucht es bis heute seinesgleichen.
Paradoxerweise war es nicht möglich, mit diesem
revolutionären System und diesem Betriebssystem einen
sigifikanten Marktanteil zu erreichen. Dieser letzte Versuch
von NeXT war in finanzieller Hinsicht ebenso ein Misserfolg,
wie alle anderen zuvor. NeXTStep war auf den Markt für
Personal Computer und nicht auf den für Workstations
ausgerichtet. Für diesen war es aber viel zu teuer.
Schließlich stellt NeXT alle Aktivitäten ein, um
dann von Apple aufgekauft zu werden. Ein Scherz ? NeXT wurde
von Apple Mitbegründer Steve Jobs erschaffen!
Wozu dieser kurzer Exkurs? Weil zehn Jahren später NeXT
zurück ist, wenn auch in anderer Form. Ein großer
Teil der in der freien Softwarewelt entwickelten Projekten
verwendet das Aussehen von NeXT. GNUStep ist das beste
Beispiel. Man werfe doch mal einen Blick auf http://www.gnustep.org.
Apple selbst produziert ein Multitasking Betriebssystem, MAC OS
X, welches nichts weiter, als ein hausgemachtes NeXTStep ist.
Obwohl erst abgelehnt und dann gestohlen (ich könnte Namen
nennen, aber man schaue sich einfach die Screenshots an),
stellen viele Leute fest, dass NeXT noch nicht veraltet ist.
Daran erkennt man doch, wie weit es beim ersten Erscheinen 1987
seiner Zeit voraus war!. Dieses System basierte auf einem
kompakten Machkernel, anfangs unter Unix BSD 4.2, später
4.3.
Man mag es lieben oder hassen, aber man wird auf jeden Fall
eine Meinung haben.
Für denjenigen, der Geschmack gefunden hat an dieser
großartigen Software, ist Window Maker der erste Schritt
in die Gemeinde. Nichts kann einen danach hindern, am Rest des
Projektes zu partizipieren.
Die aktuelle Window Maker Version ist 0.61.1. Sie ist sehr stabil, sparsam an Ressourcen und befindet sich in stetiger Weiterentwicklung. Der Entwicklungspfad könnte sich ein wenig ändern, da WM möglicherweise in GNOME integriert wird. Dadurch würden dann evtl. zwei verschiedene Versionen exisiteren: die gegenwärtige und eine GNOME Variante. Wir werden sehen!
Fazit: Wer eine grafische Oberfläche verwenden möchte, die nichts mit den "Produkten" eines Redmonder Moloches zu tun hat, sollte Window Maker testen und Spaß dran haben!
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