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by Charles Vidal

Interview mit David Bagley

[Photo of D. Bagley]

Abstract:

David Bagley ist der Entwickler von xlock.



LF:Hallo, könnten Sie sich vielleicht den Lesern kurz vorstellen ?

D.Bagley: Sicher. Ich heisse David Bagley, bin Einradfahrer (ja, ich kann auch jonglieren), Vegetarier (ich liebe Tiere) und Vater von zwei süssen Mädchen.


LF: Sie betreuen xlock, wie kam es dazu ?

D.Bagley: Alles begann damit, dass ich eine HP bekam, auf der ich nicht in der Lage war, unter dem X Window System den Bildschirm zu sperren. Ich kannte xlock schon von Sun und obwohl dies auch füer xscreensaver galt, ...nun, ich mochte die xlock Modi einfach. So portierte ich halt xlock auf die HP und ergänzte es noch um einige Modi (spline, maze, sphere, hyper, helix, rock und blot), die meisten von xscreensaver abgekupfert. Ich fragte dann Patrick Naughton, den ursprünglichen Autor von xclock, ob er diese Modi aufnehmen wollte. Patrick erwiderte, er sei zu beschäftigt und dass ich ja xlock betreuen könnte.


LF: Unter welchem Betriebssystem betreuen und testen Sie xlock am meisten ?

D.Bagley: Ich testete xlock ursprünglich auf der HP, unter SunOS und VMS, habe heute aber nur noch Kontakt zu Solaris (auf der Arbeit) und Linux (daheim).


LF: Auf wievielen verschiedenen Rechnerplattformen läuft das Programm ?

D.Bagley: Ich versuche die Anforderungen so gering zu halten, dass das Programm nur X und Unix/VMS als Voraussetzung für den Betrieb erwartet. Ich plane eine Version für NT, bin aber ein absoluter Verfechter von Unix. Zusätzlich zu X und Unix ist ein ANSI-C Compiler noch Bedingung. Dadurch wurden zwar ein paar ältere Unix Systeme ausgeschlossen, aber auf diesen kann ja jederzeit gcc installiert werden. Dadurch wurde die Wartung und Pflege ein wenig einfacher, da Patches, die mich via E-Mail erreichen immer in ANSI-C geschrieben sind.


LF: Wissen Sie, wieviele Kopien von xlock weltweit laufen (sei es auf Linux Rechnern, unter BSD, Sun,HP...) ? Ein paar Hundert ? ein paar Millionen ?

D.Bagley: Ich halte das nicht nach. Bei vielen Linux Distributionen wird xlock mitgestartet wenn X hochgefahren wird.


LF: Meine Lieblingslizenz für Software ist die der cardware. Jeder, dem das Programm gefällt, schickt eine Postkarte an den Autor :)
Unter http://www.xbae.syd.net.au/postcards.html bin auch ich zu finden :)

D.Bagley: Ja, ich bevorzuge Copyrights ähnlich dem von BSD. Es sollte so wenig Beschränkungen wie möglich geben, solange der Name des Autor des Codes bekannt bleibt. Ich kann da prinzipiell eh nichts machen, da ich ja nicht der ursprüngliche Autor von xlock bin. Wie wäre es denn mit "Belgian Chocolate ware" ? Jeder, der in Belgien wohnt und xlock verwendet, muss 500g ausgesuchten Naschwerkes einschicken (aber bitte nichts mit Kokosnuss).


LF: Auf wievielen Rechnern ist das Programm installiert (egal, ob Linux, BSD, Sun, HP, ...) ?

D.Bagley: Keine Ahnung. Meine Abschätzung ist wohl, die Zahl der monatlich eingehenden Mails, multipliziert mit 1000. Ich würde also sagen, es könnten 80000 Leute sein, die genug über xlock wissen, um es von der Kommandozeile starten zu können. (Übrigens ist die Weihnachstzeit recht frustrierend, da ich da kaum Post, xlock betreffend, erhalte :().


LF: Mit welchen Problemen haben Sie bei xlock zu käpfen ?

D.Bagley: Freie Zeit. Es gibt so vieles, was ich noch gerne realisieren würde. Ich leide immer an Schlafmangel. Nach fünf Jahren Betreuung von xlock gibt es Teile, bei deren Änderung ich mich nicht sehr wohl fühle. Ich versuche meist, die einfachen Probleme in der umfangreiche TODO Liste unter Kontrolle zu bringen. Es ist recht schwierig für mich, Probleme im Bereich der TrueColor Darstellung zu lösen, vorallem, seit ich keinen Zugang mehr zu einen 24 Bit Display habe :(


LF: xlock(more) hat mehr als 70 verschiedene Modi, welcher, und warum, ist Ihr Liebling ?

D.Bagley: Richtig. Letztens kam ich auf 90 Modi. Das nimmt langsam Überhand. Ich mag die "langweiligen" Modi, wie life, ant, chrystal und penrose. Die Korrekturen an life waren meine ursprüngliche Motivation, mich an xlockmore zu machen. Einige der ursprünglichen Konfigurationen in der Sun Version von xlock hatten Fehler, welche schliesslich deren Tod zur Folge hatte. Penrose is wirklich hübsch, trotz all der komplexen Mathematik dahinter. Manchmal entstehen einige Fehler und später stellte sich heraus, dass es nicht fehlerfrei die Muster legt (man starte xlock mit der Option -verbose).


LF: Wieviele Leute arbeiten an der Software ?

D.Bagley: Es gibt so ca. 6 Leute, die mich regelmässig mit Korrekturen und Updates geradezu bombardieren. Viele weitere haben mir Patches, Vorschläge und Modi zugeschickt. An dieser Stelle möchte ich ganz besonders Jouk Jansen danken, der mir über viele Jahre gleichermassen hilfreich war (und Autor des chrystal Modus ist).


LF: Sind Sie der Meinung, dass die Zeit der Bedienung über die Kommandozeile vorbei ist und alles mittels GUI (Graphical User Interface) gesteuert werden sollte ?

D.Bagley: Diese Entwicklung ist ein wenig schade. Ich kann mehr mit einer Eingabezeile, als mit einer Maus anfangen. Ich mag auch noch Spiele, wie Adventure und Hack. Allerdings schränkt ein textbasierter Bildschirmschoner doch ein, alles was mir aus dem Stehgreif einfällt, wären herabfallende Buchstaben. SCO hatte einen textuellen Schoner, ich könnte ja mal... :)


LF: xlock hat Konkurrenz und zwar durch xscreensaver. Gibt es da irgendwelche Kontakte ?

D.Bagley: Jamie Zawinski (Autor und Betreuer von xscreensaver) und ich haben recht rege miteinander diskutiert. Ich gebe gern zu, dass xscreensaver ein hervoragendes Programm ist. Allerdings bevorzuge ich die einfache Bedienung von xlock (nur ein "simples" Kommando für den Programmaufruf). Während einiger Phasen der Zusammenarbeit erreichten wir (eigentlich zum grossen Teil Jamie), dass xlock Modi recht einfach in xscreensaver integriert werden können. Wir bemühen uns bis heute, gegenseitig Ideen abzukupfern. Erst neulich vereinbarten wir, Dateien untereinander auszutauschen, das ist ganz praktisch. Mal sehen, was sich daraus ergibt.


LF: Was denken Sie über andere Bildschirmschoner, wie after dark oder die Schoner für die Microsoft Software ?

D.Bagley: Für letztere steht ein wirklich hübsches Benutzerinterface zur Verfügung, wenn man soetwas mag. Ich glaube, dass xlock einige echt üble Optionen hat, die bei Microsoft niemals zu sehen sein werden, wie etwa -use3d, für den Fall, dass der Benutzer eine 3D Brille besitzt. Dies ist eine der Optionen, die wohl solange nicht integriert werden, wie der Quelltext nicht frei verfügbar ist und so keine Patches an den jeweiligen Verantwortlichen geschickt werden können.


LF: Nach Version 3 kamen einige 3D Modi zu xlock hinzu. Können Sie uns etwas zu dieser Entwicklung sagen ?

D.Bagley: Im Rückblick muss ich sagen, dass frühere Übergange von einer Version zur anderen ein wenig willkürlich waren. Beim Schritt von Version 3 zu Version 4.1 jedoch kam OpenGL Unterstützung und GNU configure hinzu, sowie eine Verteilung der Quelltextdateien auf verschiedene Verzeichnisse. Der 3D Kram (OpenGL) ist recht cool. Er wird ein Teil von xlock bleiben, vorallem seit Microsoft dies ebenfalls tut. Ich fände es wirklich toll, wenn mehr Modi geschrieben werden würden, die die 3D Fähigkeiten nutzten. Ein text3d Modus ist gerade in der Entwicklung.


LF: Welche Resonanz findet Ihre Arbeit in der Unix bzw. Linux Gemeinde ? Bekommen Sie viel Post ? Wie war das mit der CD, die Sie von SuSE bekamen ?

D.Bagley: Ungefähr die Hälfte meiner E-Mail kommt von Linux Benutzern. Ich freue mich über jegliche Post und Patches rund um xlock. Die Unterstützung aus dem Netz ist einer der Hauptpfeiler von xlock. Ich bin darüber hinaus auch SuSE sehr dankbar, dass sie mir ihre Linux CD zuschickten, da ich ein Entwickler wäre.


LF: Haben Sie vor, Ihre Arbeit rund um xlock bald aufzugeben ?

D.Bagley: Nun, jeder, der mehr Zeit als ich in die Arbeit investieren kann, ist herzlich eingeladen, den Job zu übernehmen (auch wenn er oder sie mir am besten vorher ein paar Patches für xlock zuschicken sollte, damit ich sicher sein kann, dass das Programm in gute Hände kommt). Dann könnt ich mich mehr auf die Verbesserung der Modi konzentrieren (was mich ja eigentlich hierhin brachte). Ein grosser Teil meiner Zeit wird durch das Beantworten von Post, dem Testen, der Wartung des Kernes von xlock und dem Einarbeiten von Patches verschlungen. Wenn ich aber ehrlich bin, würde es mir schwer fallen, xlock aus der Hand zu geben, vorallem, da ich es ja immer irgendwie schaffe, dafür Zeit zu finden (Meine Frau meint, ich sollte dafür bezahlt werden). Seit Neuestem hab ich einen etwas anspruchsvolleren Job, sodass mir weniger Zeit füer xlock bleibt...Auch möchte ich mal irgendwann weiter an xabacus arbeiten, da sich jedoch fast 100% meiner Post um xlock dreht, komm ich einfach nicht dazu.


LF: Was halten Sie von Linux, Free BSD und freier Software allgmein (z.B. GNU gcc, emacs, Open Source Netscape) ?

D.Bagley: Es ist grossartig, die Quelltexte zu haben. Dies macht es unter anderem dem Benutzer einfacher, dem Autor Vorschläge und Patches zu schicken und so auf die Software mit einzuwirken. Ich denke, es sollte mehr daran gearbeitet werden, gcc schneller auf die verschiedenen Architekturen zu portieren. Von diesem Bereich habe ich keine Ahnung. Ich verwende immer gcc und SunC, emacs, iiih, ich bin ein vi Benutzer, sogar auf meinem DOS Rechner. Seit ich Admin war, schwöre ich auf vi, da es auf jedem System (zumindest im kommerziellen Bereich) zu finden ist. Ein Problem habe ich mit vi unter Linux: es gibt kein Standard vi. Ich mag viele der neuen Optionen, wie etwa Mehrfach-Undo, allerdings passiert es manchmal, dass gewisse Features von vi, an die ich mich gewöhnt habe, einfach nicht funktionieren. Open Source Netscape, ja, ich glaube, dass das Jamie Zawinskis Idee war (einer seiner vielen klasse Ideen). Ich habe nicht die leiseste Ahnung, wie er daneben noch so viel Zeit füer xscreensaver findet.


LF: Und was halten Sie davon, dass die Quelltexte von Solaris freigegeben worden sind (die CD kostet 20 US Dollar, inklusive Porto) ?

D.Bagley: Wow. Das ist mir neu. Würde ich nicht schon Linux kennen, würde ich sie mir wahrscheinlich holen. Da ich aber verschiedene Betriebssysteme zu Testzwecken benötige, werde ich daheim weiter meinen Linux Rechner verwenden. Allerdings würde mir die Wahl zwischen beiden, wenn ich nur einen Rechner haben könnte, recht schwer fallen. DEC sollte das gleiche mit VMS tun, allerdings ist das recht unwahrscheinlich. Übrigens: ich hasse den Namen xlockmore. Aber, was kann ich tun ? Ich habe nicht allzu viel darüber nachgedacht, als ich das Projekt übernahm. Ich wollte einfach einen Namen, der sofort klar zeigte, dass ich nicht der ursprüngliche Autor war.



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© Charles Vidal
LinuxFocus 1999
Translation information:
en -> -- Charles Vidal
en -> de Harald Radke

1999-09-29, generated by lfparser version 0.7