Vorwort
In diesem Beitrag habe ich meine Notizen über verschiedene von
mir getestete Window Manager (WM) zusammengefaßt. Der Artikel enthält
allgemeine Betrachtungen, Kommentare und Gedanken, die Ihnen, so hoffe
ich, nützlich sein können.
Da jeder WM verschiedene grafische Toolkits, Sprachen, etc. benutzt
(manchmal eine "seltsame" Mixtur, wie wir feststellen werden), wird es
dem Leser einleuchten, daß ein wirklich objektiver Vergleich der
GUIs nicht möglich ist. Der technische Stand der grafischen Toolkits,
die Dauer der Entwicklung, die Anzahl der Entwickler und derer, die dazu
beisteuerten, sowie viele andere Faktoren beeinflussen die Entscheidung
für "das Beste" und sollten daher vom Leser berücksichtigt werden.
Obwohl immer eine gewisse Subjektivität, begründet im eigenen
Geschmack und persönlichen Präferenzen, besteht,. werde ich versuchen,
so neutral wie möglich zu sein.
Zu Anfang möchte ich Ihnen die Script-Files zur Benutzung von zwei
Window Managern zeigen. Sie ermöglichten mir, schnell zwischen den
Desktops umzuschalten (Dank an M. Soriano :)).
/usr/local/flin:
#! /bin/sh
export WM=after
if [ $# = 0 ]; then
exec startx -- -bpp 16 :0
else
if [ $1 = 'dual' ]; then
export WM=after
exec startx -- -bpp 16 :0 &
sleep 5
export WM=kde
exec startx -- :1 &
fi
if [ $1 = 'kde' ];then
export WM=kde
exec startx -- -bpp 16 :0
fi
fi
$HOME/.XClients:
#! /bin/bash
#
# Styx's .xinitrc
#
####################################
exec 2>$HOME/xinit.error.log
echo "Parameter 1 $1 " >&2
sysresources=$HOME/.Xdefaults
# merge in defaults and keymaps
if [ -f $sysresources ]; then
xrdb -merge $sysresources
fi
# You may at this point start your personal applications.
# e.g xscreensaver
# xscreensaver -timeout 2 -cycle 1 &
xmodmap ~/resources/X11/Mapeo.es
xhost +
# Agenda planifier
if [ -f /usr/local/lib/pland ]; then
/usr/local/lib/pland &
fi
if [ $WM = "kde" ]; then
exec startkde -display :1
else
exec afterstep -display :0
fi
Mit dieser Konfiguration kann ich bei Eingabe von:
-
$ flin AfterStep starten
-
$ flin kde KDE starten
-
$ flin dual AfterStep & KDE starten
Eine Menge grafischer
Toolkits und Bibliotheken
Fast alle grafischen Toolkits und anderen Werkzeuge, die im jeweiligen
Window Manager (WM) verwendet werden, unterliegen einer Public Domain Lizenz
(GPL/LGPL oder ähnlich) und sind daher frei verfügbar.
Die Vielfalt des Verfügbaren kann allerdings den neuen User zu Anfang
verwirren.
Dadurch entsteht meiner Meinung nach ein Problem bei dem Benutzer, der
nur einen Window Manager oder GUI verwenden will: Er muß sorgfältig
auswählen, je nachdem, welche Komponenten benötigt werden. Dazu
gibt es umfassende Informationen in den Dokumentationen und Webseiten der
einzelnen Projekte.
Braucht Linux ein Standard
GUI?
Diese Frage mag lächerlich erscheinen und für viele ist die
Antwort einfach: "Nimm das, was Dir am besten gefällt". Für den
Rest der Benutzer ist dies jedoch ein wichtiges Thema, das die zukünftige
Entwicklung von Linux betrifft.
Es gilt, ein GUI mit den folgenden Eigenschaften zu finden: Leicht zu
bedienen; intuitiv; mit mächtiger Online-Hilfe; vollkommene Integration
der Programme und anderen Charakteristika, die uns die tägliche Arbeit
mit dem System erleichtern; komplette Mausbedienung; und das alles sollte
auch in die Administration und Installation des Betriebssystems auf dem
Computer integriert sein.
Einige Unternehmen haben mit der Arbeit an einem solchen Projekt begonnen.
Es gibt da das Caldera GUI als Bestandteil der Caldera Linux Distribution
oder Red Hat's CDE für Linux. Da es aber glücklicherweise auch
in der Linux-Gemeinde hervorragende Leute gibt, die aktiv mit der Entwicklung
neuer Software beschäftigt sind, haben wir Alternativen zu den kommerziellen
Produkten. Einige davon werden hier beschrieben.
Einerseits soll der User die Wahl zwischen verschiedenen Alternativen
behalten. Aber mit einem guten Linux-nativen GUI müssten wir uns den
alten Satz "Linux ist nicht so schön wie..." nicht mehr anhören.
Anmerkung: Hat irgendjemand einmal eine Maschine mit einem Linux GUI
gesehen, bei dem die Leute nicht einmal wussten, daß es keine
Microsoft Windows Box war?
Andererseits erleichtern Standards die Aufgabe der Programmierer. Sie
wissen dann, wie das Programm und der WM interagieren, da das Aussehen
und Verhalten vieler Anwendungen stark mit dem jeweiligen WM verknüpft
ist (dies ist ein wenig komplex, aber so leichter verständlich).
Zusammenfassend könnte man sagen, daß die "Auseinandersetzung
gerade begonnen hat".
KDE (The K Desktop Environment)
Meine ersten Schritte mit dieser Software waren nicht einfach. Ich musste
die QT Library installieren. Dann holte ich mir die KDE Beta2 Version als
RPM aus dem Internet (ich benutze RedHat 4.2). Da der Desktop so nicht
funktionierte, musste ich das Beta3 Release installieren, wobei der Download
der Sourcen und das Kompilieren auf meinem Intel Pentium 133 (mit 32 Mb
RAM) ca. eine Stunde dauerte. Die Sourcen für die Library und für
den KDE Desktop sind übrigens in den Formaten RPM, '.tgz' und als
'.deb' Paket verfügbar.
Nach dem Setzen der Umgebungsvariablen und einigem "configure;make;make
install" war der erste Blick auf die Arbeitsumgebung beeindruckend. Sie
zeigt viel Ähnlichkeit zu den kommerziellen GUIs und ich kann dem
Leser nur empfehlen, nicht zu schüchtern zu sein und sich einfach
mal "umzuschauen". Nach kurzer Zeit ist man mit den Werkzeugen des Desktops
vertraut und es ist sehr einfach, KDE den persönlichen Bedürfnissen
anzupassen. Das allgemeine Aussehen von KDE kann als Windows'95 oder im
Motif Stil mit Farben ähnlich dem CDE konfiguriert werden und man
kann sogar eine spezielle Palette eigener Wahl benutzen. In der folgenden
Abbildung sehen Sie einen Screenshot meines Desktops, konfiguriert als
CDE nach Motif Stil (dadurch erinnert es mich nicht an ein anderes OS,
das ich vor langer Zeit aufgegeben habe :) ).
Bild 1. KDE Main Window
Im unteren Teil des Screens befindet sich ein Toolbar und ein Menü,
das mit dem "K"-Button geöffnet wird. Alle Utilities des GUI können
in diesen Balken oder (mit kmenuedit) in das Menü integriert und dann
von dort gestartet werden.
Ein sehr attraktives Feature von KDE ist die Online-Hilfe. Sie basiert
auf einem Navigator, der den Aufruf der Software Hilfe, der man-Seiten
und (in Zukunft) der 'info'-Dateien erlaubt. Bei einem Rechtsklick mit
der Maus sehen Sie ein Menü, in dem Sie den Eintrag "Help on the Screen"
auswählen müssen. Die in den Meldungen verwendete Sprache können
Sie durch das Setzen der Variablen LANG festlegen. Das kann auch mittels
des KDE Control Center geschehen (s.u.).
Ein anderes mächtiges Werkzeug ist der File Manager (kfm). Sie
können mit den Dateien arbeiten und durch das Web surfen, also zwei
Features in einem Programm.
Bild 2 . KDE On-Line Help
Je nach Auswahl bei der Installation ist eine immense Anzahl von KDE-Utilities
in die Bereiche Netzwerk, Grafik, Administration, Multimedia und Internet
gegliedert. Jeder Benutzer dieses GUI wird eine ausreichende Grundausstattung
für seine tägliche Arbeit vorfinden. Und das ist ja gerade die
Aufgabe eines GUI, mit den integrierten Tools die minimalen Bedürfnisse
des Benutzers zu erfüllen.
Beispielsweise finden wir in der Gruppe "Utilities" einen sehr guten
Calculator (bis zu 15 Ziffern), einen Hexadezimal-Editor, einen Grafik-Betrachter,
ein Zeit-Kontroll Werkzeug, Floppy Formatierung, eine Art Zeitplaner, ein
"Post-it" Programm, einen Menüeditor, ein Terminalprogramm und ein Tool,
um Zip-Dateien zu bearbeiten. Es würde mehr als diesen Artikel, vielleicht
mehr als eine Ausgabe des Linux Focus brauchen, um alle diese Tools und
alle KDE Eigenschaften zu beschreiben.
Ein neues Feature in der Beta3 ist das KDE Control Center, mit dem die
Umgebung nach dem persönlichen Geschmack eingestellt werden kann.
Denken Sie daran, daß bestimmte Utilities (wie z.B. b>kuser zur User-
und Gruppeneinstellung) immer noch als "root" gestartet werden müssen.
Das Control Center ist als Ersatz für den Menüeintrag "Settings"
im Hauptmenü eine bedeutende Hilfe bei der Konfiguration des Desktops.
Bild 3. KDE Control Center
Ein Mausklick auf eines der Icons im System-Baum (links im Bild) öffnet
das entsprechende Subsystem. Dann können die dort vorhandenen Elemente
leicht verändert werden. Die Mehrheit der Umgebungsparameter kann
hier getestet und durch Drücken des Buttons "Apply" sofort gesetzt
werden. In einigen wenigen Fällen muß man den Window Manager
neu starten, um die Änderungen sichtbar zu machen. Zum Beispiel könnte
einer der ersten Schritte eines neuen Benutzers sein, seine Muttersprache
durch die Sprachauswahl (drei Sprachen einstellbar) im Desktop Menü
einzustellen.
Die kppp Software ist für den Internetzugang mittels Modem zuständig.
Nach dem Eintragen der notwendigen Parameter im Konfigurationsfenster kann
kppp den Status der Verbindung, die Zeit und sogar die Kosten anzeigen.
Ja, es können sogar die Kosten nach einem Eintrag des entsprechenden
Landes im Konfigurationsmenü berechnet werden. Wir haben z. B. die
Möglichkeit, die Gebühren für Infovia (Netzwerk von Telefonica
de Espana S.A.) hier in Spanien einzutragen. Anmerkung des Übersetzers: Selbstverständlich
können auch die Gebühren der Telekom etc. erfaßt werden.
Einmal verbunden, können die Mail- und Newsreader, Netzwerk Utilities,
etc. von KDE benutzt werden.
Bild 4. kppp main window
Wenn Sie, wie ich, die Software von den Sourcen kompilieren und installieren,
finden Sie einen Eintrag "non KDE Apps" im Hauptmenü vor. Dort hat
KDE alle X-basierenden Anwendungen eingebunden (oder es zumindest versucht),
die wir unter unserem vorherigen WM installiert hatten. Falls dort nur
einige oder gar keine Anwendungen erscheinen, können Sie immer noch
das Programm "kappfinder" starten. Es wird innerhalb der grafischen Umgebung
nach den üblichen Anwendungen suchen..
Lassen Sie uns einen Blick zurück auf Bild 1 werfen. Auf der linken
Seite befinden sich einige Icons: der Mülleimer (was sonst :) ), Templates
zum direkten Ansprechen von Geräten, URLs, etc., und der Autostart-Ordner,
in den man Komponenten, die beim Start der Umgebung aufgerufen werden sollen,
durch vorher definierte Dateien des Typs "kdelnk" einbinden kann. Man kann
jeden beliebigen Link hinzufügen. Ich habe z.B. einen Direktzugriff
auf ein externes ZIP-Laufwerk mit wenigen Schritten erzeugt:
-
Im Desktop Menü (rechter Mausklick) "Neues Device" auswählen;
-
Im erscheinenden Fenster geben wir "zip.kdelnk" ein.
-
Durch "OK" wird ein neues Icon erstellt. Jetzt gibt es zwei Optionen: Editieren
der Eigenschaften oder "Open with...". Wir können dann das Device,
den Mountpoint und andere Eigenschaften mit unserem Lieblingseditor verändern.
Die Vorlagen entsprechen häufig nicht unseren Wünschen und müssen
daher wie in diesem Fall angepasst werden. Dies ist das Fenster "Eigenschaften
für Direct Access" in dem Sie die gewünschten Optionen markieren
oder eingeben können:
Beim Beenden versucht KDE, den Status aller Applikationen zu speichern.
In einer Dialogbox werden die Anwendungen aufgelistet, die beim nächsten
Mal wieder hergestellt werden können, sowie diejenigen, deren Informationen
verloren gehen. Dieses Feature gibt es auch im Windowmaker, den wir weiter
unten behandeln werden.
Abschließend möchte ich feststellen, daß die tägliche
Arbeit mit dieser Umgebung leicht fällt. Man kann den oberen Teil
der Oberfläche mit den Icons der aktiven Anwendungen belegen sowie
auch die Anzahl der virtuellen Desktops beliebig ändern. Das Bewegen
von einem Desktop zum anderen geschieht einfach mit der Maus, bei Benutzung
der Tastatur geht es durch die Kombination "Ctrl+Alt+Tab". Jedes einzelne
Terminalfenster (kvt) kann individuell konfiguriert werden (Background,
Textfarbe). Bei Bedarf kann es auch durch einen Klick auf das Icon oben
links am Fenster am Desktop festgemacht werden.
kvt main menu.
Diese Umgebung bietet enorme Möglichkeiten und trotz der sehr intuitiven
Bedienung empfehle ich interessierten Lesern, die Online-Hilfe des KDE
Systems in Anspruch zu nehmen..
Die Qt Library, die
Quelle von Konflikten.
Geringer Verbrauch an Ressourcen und ein hoher Grad an Zuverlässigkeit
waren, so behaupten die an der Entwicklung von KDE Beteiligten, die Gründe
für die Wahl der QT Library. Wegen ihrer Lizenz kam es zu einer heftigen
Kontroverse. Der freie Gebrauch ihrer Tools ist zur Entwicklung freier
Software gestattet, gezahlt werden muss nur für den kommerziellen
Gebrauch. Das ist aber nicht unsere gewohnte GNU GPL.
Jeder User kann sich den Quellcode der Library sowie die komplette Dokumentation
besorgen und auch KDE benutzen. Jedoch behalten sich die Entwickler der
QT Eigentumsrechte an diesem Produckt vor. Wegen des einfachen Gebrauchs,
des C++-Interfaces, des Entwicklungsstandes und anderer Vorzüge der
QT Library sind einige User mit dieser Lizenzpolitik einverstanden und
entwickeln freie Software. Der Rest der Gemeinschaft nimmt an, daß
QT nur während ihrer Entwicklung frei ist und (möglicherweise
ab Version 1.4) dann nicht mehr. Damit profitiert QT von der Linux Gemeinschaft,
aber diese geht leer aus.
Wir können nur versichern, daß bei der Version 1.32 alles
so bleibt, wie es ist: frei für freie Software und nicht frei für
andere. Die Pläne des Unternehmens kann niemand voraussehen, jedoch
kann das bis jetzt entstandene Produkt nicht ignoriert werden. Es ist z.Zt.
eine ernsthafte Option zur Entwicklung von X Window Applikationen. Andere
Stimmen sind für eine Konvertierung der KDE Umgebung auf das GTK
Toolkit oder für die Entwicklung einer freien QT-Implementierung.
Persönlich halte ich die Erschaffung einer QT Library unter der
GPL für einen zu großen Aufwand an Zeit und Manpower. Ich möchte
GTK nicht schlecht machen. Vielleicht reicht GTK noch nicht zur Entwicklung
einer KDE Version, aber ausgehend davon könnte das Toolkit während
der Entwicklung verbessert werden. Der Entwicklungsstand von KDE ist sehr
hoch und es ist ein ernsthafter Kandidat für ein Standard GUI für
Linux. Die SUSE Distribution setzt darauf
und es wird in zukünftigen Versionen immer besser werden.
Windowmaker & Afterstep
Ursprünglich wollte ich ein paar Zeilen über meinen jetzigen
WM Afterstep schreiben. In letzter Zeit ist mir aber das Windowmaker Projekt
aufgefallen. Trotz fehlender Beweise bin ich der Ansicht, daß es
sich hier um eine Zusammenführung beider Konzepte handelt. Windowmaker
ist eine Weiterentwicklung von Afterstep, dessen Entwicklung mit der Version
1.3 beendet wurde. Zudem ist der Koordinator des Windowmaker-Projektes
(Alfredo K. Kojima) ein früherer Afterstep-Entwickler. Daher werde
ich beide WM gleichzeitig behandeln um ihre Gemeinsamkeiten aufzuzeigen.
Afterstep ist wie viele WM ein Nachfolger des twm. Zur weiteren Information:
twm war die Basis des fvwm, der der Vater von BowMan ist. Dieser wiederum
entwickelte sich zum Afterstep (puuhh!! ;)) Die ursprüngliche Idee
war eine Imitation des Nextstep "Look & Feel". Den Windowmaker-Stammbaum
überlasse ich dem Leser als Übung ;).
Die Installation des Windowmaker ist sehr einfach. Zusätzliche
Bibliotheken werden nicht benötigt - vielen Dank dafür - und
alles ist in den Quellcodes enthalten. Sie müssen allerdings vor dem
Rest der Software die kleine Library "libProplist" kompilieren und installieren
(Sorry für meine kleine "Notlüge"). Nach der Installation der
Software und der Pixmaps (Windowmaker-data.tar.gz) wird "wmaker.inst" gestartet.
Dieses Script verändert die $HOME/.xinitrc und legt für die Konfigurationsdateien
das Verzeichnis $HOME/GNUstep an. Sie sollten also vorher Ihre .xinitrc
und .Xclients sicherrn.
Nach dem Start erscheint ein einzelnes Terminalfenster auf einem blauen
Hintergrund, nichts Ungewöhnliches für einen Afterstep-Benutzer.
Die rechte Maustaste aktiviert ein Menü, aus dem Anwendungen gestartet
werden können. Zwischen den virtuellen Desktops bewegt man sich mittels
der mittleren Maustaste hin und her. Ich schreibe diese Zeilen aufgrund
meiner Erfahrungen mit Afterstep in diesem WM.
Bild 5. Windowmaker
Durch einen Doppelklick auf den Titelbalken werden Fenster eingerollt,
durch Ctrl + Shift maximiert. Unter Afterstep geschieht das Ein-/Ausrollen
der Fenster durch einen Rechtsklick auf den Titelbalken, die Größe
des Fensters wird durch das "Anfassen" des unteren Fensterrahmens geändert.
Das Hauptmenü für alle Fenster im Windowmaker erhält
man mit einem Rechtsklick auf den Titelbalken. Somit wird die Konfiguration
der Fenster weniger durch das Editieren von Dateien sondern eher durch
Anklicken, Markieren und Auswählen von Optionen durchgeführt.
Fenster Menü
Der vermutlich wichtigste Teil ist der Menüpunkt Attributes....
In ihm werden die Fenstereigenschaften festgelegt; ob es als Sticky Window
fixiert wird, wie der Focus geregelt wird, welches Icon benutzt wird, etc.
Ein Beispiel:
Emacs Window configuration.
Ein weiteres neues Feature ist die Möglichkeit, Icons für
den Direct Access auf dem Desktop abzulegen. Dies geschieht durch Drag'n'Drop.
Mir ist das Platzieren eines XEmacs-Icon allerdings noch nicht gelungen
:( .
Vor der Einrichtung des Windowmakers durch Konfigurationsdateien sollte
man die im Postscriptformat vorliegende Dokumentation lesen. Es sind zwar
nicht alle Eigenschaften des WM aufgeführt, im hinteren Teil des Dokuments
findet man jedoch alle Einträge und deren gut erklärte Syntax.
Da sich gegenüber der .steprc einiges verändert hat, ist diese
Lektüre sehr zu empfehlen. Zusätzlich wird der Gebrauch und die
individuelle Konfiguration des Windowmakers durch viele Beispiele errklärt.
Wegen seines sparsamen Umgangs mit den Ressourcen und der intensiven Nutzung
der Tastatur halte ich die Einfachkeit und die Produktivität für
die wichtigsten Ziele des Windowmakers. Ich kann keine Daten vorlegen,
aber ich bin der Ansicht, daß er schneller als KDE und auch als sein
kleiner Bruder Afterstep wirkt.
Für die Konfiguration des Afterstep existiert ein kleines Utility
namens ascp (AfterStep Control Panel).
AfterStep Control Panel.
Wir haben hier mit Windowmaker einen guten WM, der für Afterstep-Benutzer
der "Nächste Schritt" (:)) sein kann. Ich habe nicht alle Möglichkeiten
probiert und erklärt, aber er ist ein guter Kandidat für Maschinen
ohne exzessive Ressourcen, die einen guten und einfach zu benutzenden WM
brauchen. Die hauptsächliche Schwierigkeit, die vielen Konfigurationsdateien,
sollte für einen Benutzer mit Linux-Erfahrung und ein wenig Englischkenntnis
zu meistern sein.
Gnome. Es sollte nicht
sein:(.
Es enttäuscht mich ein wenig, diesen Artikel mit schlechten Nachrichten
abzuschließen. Ich wollte etwas über das GNOME Projekt und seinen
derzeitigen Stand schreiben, insbesondere, da Red Hat und Debian ihre Unterstützung
dafür bekannt gaben. Ich besorgte mir daher die Software (gnome-0.12.tar.gz
und andere) vom FTP-Server des Projektes und dazu das GTK Toolkit (Version
0.99.2).
Den neueren Usern sollte ich in Erinnerung rufen, daß das GTK
Toolkit die Haupt-Library für das berühmte GIMP (die beste Grafik-Design-Suite
für Linux) ist. GTK hatte mit GIMP seinen Anfang und entwickelte sich
unter der GNU GPL zu einem grafischen Toolkit für X Window, als das
es jetzt für GNOME genutzt wird.
Zuerst war ich über das Fehlen einer Hilfe zu GNOME überrascht.
Es gibt zwar ein paar READMEs, die aber ungenügend sind. Ich wusste
nichts mit den Paketen anzufangen, nichts über den Installationablauf,
über spezielle Parameter, etc. Also gehorchte ich meiner Intuition
und kompilierte und installierte alle Pakete außer dem Hauptpaket
(gnome-xxx). Die größte Mühe hatte ich dabei mit der "slib",
obwohl ich sie letztendlich doch korrekt installiert habe (hoffe ich).
Nach meinen ersten Versuchen und viel Hilfe von einer Linux-Mailinglist
erfuhr ich, daß ich gtk 0.99.3 benötigte. Ich lud also die Patchdatei
für das Upgrade und bekam beim Kompilieren eine Fehlermeldung, die
mir sagte, ich hätte keinen Emacs!! Es gibt da ein kleines Script,
das versucht, Emacs zu starten um eine Lisp-Datei (ranlisp) zu kompilieren.
Diesem Script brachte ich bei, XEmacs zu benutzen, und alles war in Ordnung.
Ich lernte dann ebenfalls, daß ich den Objective C Compiler installieren
sollte, um einige Dateien damit verarbeiten zu können. Ist das tatsächlich
richtig?
Soweit ich das beurteilen kann, befindet sich das Projekt in einem sehr
frühen Stadium. Ich habe keinen Hinweis auf eine "Alpha" oder "Beta"
Version gefunden und vielleicht ist es nur etwas für Entwickler (oder
Gurus). Ich weiß nicht, ob es gut ist, C, C++, Objective C, Lisp, Scheme,
und ..., etc. zu benutzen. Soll der User all das nur für GNOME installieren?
Was habe ich falsch gemacht?
In letzter Zeit bekam ich einige Vorschläge dazu, aber ich konnte
GNOME nicht lange genug für diesen Artikel testen. Ein nur kurzer
Überblick wäre aber nicht fair. Ich möchte diesem Projekt
genügend Zeit widmen.
Trotz alledem verspreche ich, entweder selbst einen Artikel zu schreiben
oder jemanden mit der entsprechenden Kompetenz dafür zu finden, sodaß
die LinuxFocus Leser ihren guten Artikel über GNOME bekommen werden
:).
Epilog
Dieser Artikel versuchte, einen kurzen Überblick über einige
Desktop Alternativen zur Erleichterung der täglichen Arbeit der Linux
Anwender zu geben. Alle funktionieren und sehen hübsch aus, man hat
also eine Auswahl.
Ich hoffe, ich habe das Thema der für die einzelnen Umgebungen
verfügbaren Toolkits erklärt. Jemanden von einem speziellen Toolkit
zu überzeugen war nicht meine Absicht. Ich bemühte mich, den
aktuellen Status und den technischen Stand jedes Projektes darzustellen.
Falls ich jemandem mit meinen Ausführungen zu nahe getreten bin, bitte
ich um Entschuldigung.
Thats all, von diesem Artikel aus gebe ich einen großen Applaus
an die Leute, die dabei mithelfen, daß Linux nicht nur gut läuft
:), sondern auch "schön" ist.
Anhang: Lesstif, Die
Große Vergessene?
Oops, ich muß tatsächlich noch ein paar Worte über etwas
schreiben, das mir auffiel. Während meiner Arbeit fand ich keinen
WM, der auf Lesstif aufbaute. Da gibt es einen freien Klon der OSF/Motif
Bibliothek und er wird ignoriert? Warum?.
Der Autor hat festgestellt, daß die Linux Gemeinschaft generell
Software ablehnt, die unter einer restriktiveren Lizenz als der der GPL
steht. Es ist auch wahr, daß Lesstif nicht genug Kapazität zur
Entwicklung eines Desktop hat und ihr Wachstumsverlauf nicht optimal ist,
etc. (obwohl man darüber diskutieren könnte). Aber falls tatsächlich
CDE das Standard GUI für die UNIX-Welt werden sollte, wieso dann nicht
ein Lesstif GUI?.
Werden die User jetzt, da Netscape
die Verfügbarkeit der Sourcen für Navigator und Communicator
angekündigt hat, diese Software mit Lesstif kompilieren können?
Ich denke, das wäre gut, sowohl für die User als auch für
die Entwickler von Lesstif.
Ich kenne die Antwort auf diese Fragen nicht, aber ich glaube, es gibt
eine Menge Software, die von den Eigenschaften von Lesstif profitieren
könnte. Mit Hilfe der User und Unterstützung der Entwickler könnte
Lesstif eine gute Alternative werden. |